Wie ich zum Börsianer wurde 1 – Das Planspiel Börse

Es muss ungefähr 1996 gewesen sein als ich zum ersten Mal wirklich mit dem Thema: Börse in Berührung kam. Natürlich hatte ich schon einmal davon gehört dass ein Ort mit solch einer Bezeichnung wirklich existierte, das es sogar Weltweit solche Orte gab, dass es Aktien gab. Dass es irgendwo auf der Welt, wahrscheinlich in Amerika – Leute gab die mit allen möglichen Dingen handelten. Komischen Dingen wie tiefgefrorenen Orangensaft und Schweinebäuchen. Das hatte ich natürlich mal irgendwann im Fernsehen gesehen. Es gibt da einen mittlerweile sehr alten Film mit Eddy Murphy und Dan Akroyd – der da heißt: Die Glücksritter. Und aus diesem Film gründete sich zu diesem damaligen Zeitpunkt so ziemlich mein gesamtes Börsenwissen.

Bis zu jenem schicksalhaften Tag an dem unser Klassenlehrer in der Schule uns einen netten Herrn von der örtlichen Sparkasse vorstellte, welcher uns ein wenig über die Börse und das alljährlich stattfindende Börsenspiel der Sparkassen erzählte. Und der uns im selben Zuge auch einlud daran teilzunehmen. Was natürlich selbstredend war, hatte er uns bei der Gelegenheit doch auch von jenen der Siegergruppe winkenden Geldpreisen erzählt.
Unsere Klasse nahm also mit fünf Gruppen welche jeweils aus sechs Schülern bestanden an dem Börsenspiel teil, die Gruppen wurden wie oft in der Schule üblich aus Schulfreunden und denjenigen Schülern die am Ende noch übrigblieben – gebildet, so auch meine.

Wir konnten uns untereinander alle gut leiden und hatte alle eines gemeinsam: Keine Ahnung von Börse und Aktien. Aber irgend etwas mußte wir schließlich machen – beziehungsweise kaufen, wenn wir am Ende das Planspiel-Börse gewinnen und einen der tollen Preise absahnen wollten!
Und das taten wir dann auch, damals war das Internet noch nicht allgegenwertig und schon mal gar nicht in der Schule, weswegen wir gemeinsam in der aktuellen Tageszeitung die Börsenkurse der DAX, MDAX, TECDAX und SDAX Konzerne und Firmen unter die Lupe nahmen. Wir hatten weder Strategie und Taktik, noch irgendeine andere vernünftige Methode, geschweige denn eine gute Investmentidee um unser Startkapital von hunderttausend Mark adäquat zu investieren.
Also suchten wir uns in unserem jugendlichen Leichtsinn ganz einfach die Aktien heraus welche am billigsten waren und die wir somit in den größtmöglichen Stückzahlen kaufen konnten, natürlich in der Hoffnung das eine davon innerhalb des Spielzeitraums ordentlichen steigen und uns somit einen astronomisch hohen Gewinn ermöglichen würde.

Ich weiß heute nicht mehr genau welche Aktien es waren die wir letztendlich einkauften und bis zum spielende einfach hielten, doch unsere Rechnung ging auf. Naja zumindest teilweise, denn für den deutschlandweit ersten Platz hatten wir uns schlicht einfach zu wenig Mühe gegeben und zudem hatte wir ja gar keine Ahnung von der Materie. Oder wie ich es heute ausdrücken würde:
Wir waren einfach zu Dumm und zu faul um etwas daran zu ändern!

Da aber das Glück immer mit den Dummen und Faulen zu sein scheint, gelang uns natürlich mit unseren mehr oder minder willkürlichen Aktieninvestments ein Glücksgriff, womit wir immerhin den zweiten Platz im Stadtkreis belegen und somit immerhin einen Geldpreis von 300 Mark einstreichen konnten.
Das Geld wurde natürlich ruck zuck untereinander aufgeteilt um davon Zigaretten, Bier und andere überflüssige Dinge zu erwerben.

Was mir persönlich von dieser ganzen Planspiel-Börse-Episode aber blieb, war die innere Überzeugung daß man an der Börse in kurzer Zeit mit wenig Arbeit enorm viel Geld verdienen konnte.
Und dass die Börse und Aktien im speziellen somit eine tolle Sache sein mussten.
Ich schwor mir also insgeheim eines Tages als Erwachsener mal ein eigenes echtes Aktiendepot zu eröffnen um mein echtes Geld genauso spielend zu vermehren wie wir es mit dem fiktiven Startkapital beim Börsenspiel getan hatten…

 

Zur Fortsetzung gehts übrigens hier: Mein Weg zum Börsianer Teil 2