Anglo American –Turnaround Aktien gibts nur am Boden!

Der weltweit agierende Bergbaukonzern Anglo American hat in den letzten Jahren stark mit fallenden Rohstoffpreisen und defizitären Förderprojekten zu kämpfen. So haben sich zuletzt die für den Konzern besonders wichtigen Eisenerzpreise um ca. 50 Prozent reduziert. Was per se für Anglo schon einen großen Nachteil bedeutet, erwirtschaftete das Unternehmen im Jahr 2014 doch 40 Prozent seines bereinigten operativen Ergebnisses mit Eisenerz. Doch damit nicht genug, denn das Unternehmen selbst trägt hier noch dazu bei diese Entwicklung durch eine stetige Ausweitung der Fördermengen zu verstärken, derweil in China erst kürzlich die steuerliche Begünstigung von einheimischen Bergbauunternehmen beschlossen wurde.
In Südafrika – wo der Konzern im Geschäftsjahr 2014 ca. 69% seines EBITs generiert hat-, machen dem Unternehmen weiter steigende Produktionskosten und Streiks in einem allgemein schwierigen politischen Umfeld Probleme.

Darüber hinaus machen dem Konzern auch noch die Preise anderer geförderter Rohstoffe zu schaffen, so befindet sich der Platinpreis derzeit auf einem mehrjährigen Tief, und auch bei Kohle und Kupfer sieht es nicht besonders rosig aus, laut dem IMF Rohstoffindex befanden sich die Rohstoffpreise zu Beginn dieses Jahres auf dem tiefsten Stand seit August 2002 – was na klar mit einem allgemeinen Angebotsüberhang zusammenhängt; das lange Ende des Superzyklus läßt schön grüßen…
Angesichts all dieser negativen Entwicklungen, und allgemein relativ hoher Produktionskosten im Vergleich zur Konkurrenz, verwundert es natürlich kaum das der Konzern zuletzt größere Abschreibungen auf Projekte vornehmen mußte – zuletzt 3,5 Milliarden für ein neues Projekt in Brasilien – und so in den zurückliegenden drei Geschäftsjahren unterm Strich am Ende tief rote Zahlen heraus kamen.

Was man letztendlich auch dem Aktienkurs des Bergbauunternehmens ansieht, welcher – trotz allgemeinen Börsenbooms – schon seit einer ganzen Weile stark schwächelt und sich zur Zeit sogar nahe seiner Finanzkrisen-Tiefs befindet.

Anglo American PLC - LSE 10Y Wochenchart Charts erstellt mit ProRealTime.com
Anglo American PLC – LSE 10Y Wochenchart

Charts erstellt mit ProRealTime.com

Im Chart oben sieht man deutlich den negativen Kursverlauf der Aktie, sowie den nach wie vor intakten Abwärtstrend. Hoffnung für Altaktionäre besteht aber mit Erreichen der Supportzone zwischen ca. 650 und 900 Pence, die von mir eingezeichnete tief grüne Big Supportline bei ca. 650 Pence markiert ein etwa seit 14 Jahren gültiges Tief mit kleinen Doppelboden, und sollte daher dem Kurs eine gute Unterstützung liefern. Jedenfalls sofern die geschäftliche Entwicklung des Unternehmens nicht noch wesentlich schlechter verläuft als der Markt dies bisher eingepreist hat. Ein Ausbruch aus dem Downtrendkanal nach oben hingegen, sollte den Kurs ordentlich treiben können.

Und damit nun zum Kern der Story, denn wie schon im Titel des Artikels zu lesen ist: gibt’s Turnaround Aktien eben immer nur am Boden zu kaufen! Und als Freund derart risiko- aber aussichtsreichen Spekulationen -, wollte ich es mir nicht nehmen lassen mir die Aktie trotz all der negativen Aspekte noch etwas genauer anzuschauen. Und ich muß sagen, es gibt auch positives zu den Aktien von Anglo American zu berichten.
Zunächst einmal möchte ich an dieser Stelle auf die wesentlichen Kennzahlen zu sprechen kommen, denn trotz der zurück liegenden Verluste zahlt das Unternehmen nach wie vor eine Dividende von $0,85 p.A. was zur Zeit einer Dividendenrendite von 5,2 Prozent entspricht. Jetzt aber nur nicht voreilig werden, denn für dieses Jahr ist hier der Zug für die volle Kohle leider schon abgefahren, und eine ähnliche Ausschüttung im nächsten Jahr ist zwar nicht gänzlich unwahrscheinlich, jedoch in ihrem Umfang nicht wirklich sicher.

Dennoch deutet die bisherige Fortzahlung der Dividende u.a. auch schon darauf hin daß wir hier ein nach wie vor ein halbwegs solides Unternehmen vor uns haben, natürlich nur, sofern dann auch mal irgendwann wieder schwarze Zahlen geschrieben werden und die Rohstoffpreise sich erholen. Doch weiter im Text.
Der Umsatz des britisch-südafrikanischen Unternehmens – welches immerhin zu den größten Minenkonzernen der Welt gehört – kann sich trotz Einbußen in den letzten Jahren noch immer sehen lassen und lag im Jahr 2014 bei 16,4 Mrd. Pfund. Anglo American verfügte in 2014 über eine Eigenkapitalquote von ca. 40 Prozent. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis lag bei 0,92 und das Kurs Cashflow Verhältnis bei 3,99.

Der Konzern hat also noch ein bißchen mehr Speck für schlechte Zeiten auf den Rippen und die Aktie ist per se erst einmal preiswert zu haben.
So weit so gut, aber warum ist die Aktie denn jetzt ein Turnaround Kandidat? Erstmal natürlich weil sie die wesentlichen Bedingungen dafür erfüllt: der Kurs hat Grund der Verluste und Abschreibungen mit Kursabschlägen von 68 Prozent vom 2011er Hoch bei 3486,5 Pence ordentlich Prügel vom Markt bezogen und dürfte zumindest aus charttechnischer Sicht im Bereich des bisherigen Bodens auf Unterstützung treffen. Die wesentlichen Faktoren für die miesen Geschäfte – die niedrigen Rohstoffpreise – sind ebenfalls im Keller und warten auf Erlösung. Alle weiteren Fakten wie die Lage in Südafrika etc. pp verbriefen dem Unternehmen ebenfalls eine prekäre Geschäftslage, dürften aber mittlerweile vom Markt eingepreist sein.

Womit wir zu den mehr positiven Bedingungen für die Anwartschaft auf den Titel eines Turnaround Kandidaten kommen wollen. Zum einen: steht hier natürlich die noch immer solide Haushaltslage der Unternehmung auf der Habenseite (s.o.), und zum anderen: die von der Unternehmensführung bereits eingeleiteten und noch beabsichtigten Gegenmaßnahmen. So strebt CEO Mark Cutifani demnächst einen Konzernumbau und den Verkauf von unprofitablen Geschäftsteilen wie zum Beispiel dem Kohlebergbau und von Teilen der Platinsparte an. Ein Verkauf der Platinminen – wie Björn Junker von Goldinvest.de hier in seinem Blog berichtet – könnte demnach schon in diesem Jahr über die Bühne gehen. Darüber hinaus will der Konzern in den nächsten Jahren durch den Verkauf einzelner Geschäftsteile und Stellenstreichungen insgesamt 60000 Mitarbeiter abbauen, so soll die Gesamtzahl der Angestellten und Vertragsmitarbeiter bis 2017 von 162.000 auf etwa 102.000 gesenkt werden, was primär die Kosten senken soll.

Zugegeben, die Restrukturierung des Unternehmens läuft gerade erst an, und die niedrigen Rohstoffpreise und das schwierige Marktumfeld im Kernland Südafrika verkomplizieren den beabsichtigten Verkauf der unprofitableren Geschäftsfelder. Zudem könnte ein Wiederanstieg der Rohstoffpreise von einem zu starken US-Dollar abgewürgt werden, sowohl von der wirtschaftlichen Seite her, als auch schlicht aus der Tatsache resultierend das die meisten Rohstoffe in Dollar gehandelt werden, und ein starker Dollar für Händler außerhalb der USA nun mal keine allzu gute Sache ist.
Des weiteren besteht trotz der im Grunde als positiv zu bewertenden charttechnischen Situation, ein allgemeines Risiko das die Aktie mit einer breiten Marktkorrektur oder einem unerwarteten Konjunktureinbruch über die im Chart oben ersichtlichen Unterstützungen hinaus noch weiter in die Tiefe gerissen werden könnte.
So gesehen ist die Sache also eine ganz schön risikoreiche Geschichte und definitiv nichts für schwache Nerven bzw. Hände! Nichts desto trotz winken hier – insofern der Turnaround kommt und gelingt – dem mutigen Spekulanten von heute zukünftige Kursgewinne von über 300 Prozent. Und dies allein wenn der Kurs wieder die alten Höchstmarken anlaufen würde. Eine gute Risikoprämie ist das allemal, jedenfalls für diejenigen die genug Geduld mitbringen, und unterwegs den Glauben- und noch wichtiger: die Fantasie nicht verlieren!

In diesem Sinne, so Long!
Ihr Thomas Blank

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