Turnaround-Kandidat Hewlett Packard

Fast überall auf der Welt stehen sie herum und erfüllen ihren Zweck, egal ob im kleinen privaten Homeoffice oder im Großraumbüro eines Weltkonzerns, die kleinen und großen Helferlein mit dem HP-Logo haben längst überall ihren Platz gefunden.

Denn wenn es um Computer-Hardware, Komponenten und Serverlösungen geht, dann ist der amerikanische Technologieriese aus Palo Alto (Silicon Valley) in Kalifornien immer noch eine der ganz großen Nummern im Geschäft, ja ein leuchtender Stern am Horizont sozusagen.

Noch jedenfalls, denn der Stern des großen IT-Unternehmens verblasst seit einiger Zeit zunehmends und ist gar im Sinken begriffen, vor allem an der Börse.

Doch warum eigentlich? Die Antwort auf diese Frage ist natürlich bekannt, klingt aber genauso klar und einleuchtend wie sie eben auch bei näherer Analyse lahm und unzureichend erscheint.

Ja ok, HP hat den großen Trend zu Smartphones und Tablet Computern verpasst, und hat zudem noch mit sinkenden Umsätzen im einstigen Kerngeschäft, der PC-Sparte zu kämpfen, hinzu kommen noch die großen und kleinen Managementfehler, sowie die häufigen Managementwechsel der Vergangenheit, und fertig ist die heisse Pessimistensuppe, welche den HP-Kurs an der Börse im Verlauf der letzten Monate erheblich hat zusammenschmelzen lassen.

HEWLETT-PACKARD OnVista Chart
OnVista – mehr Informationen zur Aktie HEWLETT-PACKARD

Seither ist der Kurs von knapp 40 Euro ($54,00) im Jahr 2010 bis auf ein Tief von 8,88 Euro ($11,35) eingebrochen, was einem Wertverlust von gut 78 Prozent entspricht.
Kein Pappenstiel also, für diejenigen Anleger welche trotz all dem Hickhack um die ständigen CEO- und Strategiewechsel ihren HP-Aktien treu geblieben sind.

Und gerade als man als treuer Aktionär letztes Jahr (2011) dachte, dass sich die Dinge mit Meg Whitman als CEO allmählich endlich wieder zum Guten wenden würden, wurde man auch schon wieder durch den offenbar extrem überteuerten Autonomy-Zukauf  eines besseren belehrt, und auf den Boden der Tatsachen zurück geholt.

Unter Strich steht bei HP also für 2012 nicht nur ein enormer fortgesetzter Vertrauensverlust bei Aktionären und Kunden des Unternehmens, sondern eben auch, vor allem dank der Autonomy-Abschreibung (8,8 Mrd Dollar) ein satter Verlust für das 2012er Geschäftsjahr von etwa 12,65 Milliarden US-Dollar!

Ein Verlust der aber wie man an den Zahlen schön sieht, eben nicht nur in Gänze aus dem Autonomy-Skandal resultiert, sondern auch aus vorherigen Abschreibungen (EDS) und laufenden Umstrukturierungskosten.

Das operative Geschäft von HP lief 2012 zwar schwächer als im Vorjahr, hätte dem Konzern aber ohne all die unschönen Einmaleffekte sehr wohl einen Gewinn einbringen können, womit ich eigentlich nur ausdrücken möchte, dass der Konzern im Grunde nach wie vor profitabel arbeitet.

Doch das allein ist sicherlich noch kein Argument HP per se als Turnaournd-Kandidaten anzusehen, schließlich besteht ja durchaus noch immer Grund zur Sorge dass der Umsatz (2012 – 120,4 Mrd $) des weltgrößten IT-Konzerns angesichts der Tablet induzierten Umwälzungen am PC-Markt auch in Zukunft weiter schrumpfen wird, oder?

Prognose zum weltweiten Absatz von PCs bis 2016
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Nun, die oben abgebildete statistische Prognose (Absatz von Desktop PCs und Laptops) gibt etwas Aufschluss was die zuvor gestellte Frage betrifft. Denn so schlimm und bedrohlich wie die immer populärer werdenden Tablets angeblich für die PC-Verkäufe sein sollen, sind sie eigentlich gar nicht. Und Fakt ist nunmal auch, dass selbst das derzeit ausgefeilteste Tablet den Desktop-PC bei weitem nicht als Hauptarbeitstier abzulösen vermag, und man ebenso in absehbarer Zukunft auch immer noch Drucker und Kopierer benötigen wird, wenn auch zugegeben, dank Tablets und Smartphones, zukünftig in stetig kleiner werdenden Ausmaß.

Nicht von der Hand zu weisen ist allerdings das zukünftige Wachstum und die An- und Verwendung von Tablet-Computern in Alltag und Geschäftsleben. Doch das muss speziell für HP, auch wenn man noch bei Tablets hinterher hinkt, kein Grabstein sein, sondern sollte vor allem als Chance für die Zukunft begriffen werden.

Und so nehmen sich dann auch einige bereits von HP-Chefin Meg Whitman angekündigte Maßnahmen aus, als Chance und vor allem Investition in und für die Zukunft. So entschied sie sich quasi schon direkt nach Amtsantritt für den Verbleib der wichtigen Hardware und Consumer-Electronics Sparte im Konzern, und machte damit den Verkaufs-Plänen ihres ungeliebten Vorgängers Leo Apotheker vernünftigerweise direkt den Gar aus.

Desweiteren wurden Beispielsweise schon Anfang 2012 die Ausgaben für Forschung und Entwicklung verdoppelt um den schwerfälligen Konzern in eine neue vielversprechende Zukunft zu führen und endlich wieder Trends zu kreieren statt ihnen nachzulaufen. Denn auch wenn man man mittlerweile erkannt hat dass man Apple nicht einfach kopieren kann, bleiben dem Konzern, wohl auch dank der teuer erweiterten Software-Sparte, noch unzählige neue Optionen um sich weiterhin an der Weltspitze behaupten zu können. Schließlich muss man ja nicht gleich das Rad neu erfinden, bloß weil die Konkurrenz momentan bei Tablets und Smartphones die Nase vorn hat, denn es könnte z.B.  ja auch durchaus profitabel sein der Business-Kundschaft zu helfen die vielen neuen Dinger besser in den Arbeitsalltag zu integrieren…

Es dürfte demnach also schonmal spannend sein mitzuverfolgen ob und inwiefern der wiederentdeckte Wille zur Innovation dem IT-Riesen im Wandel zukünftig auf die Sprünge zu helfen vermag.

Den Hauptgrund bereits zu diesem Zeitpunkt spekulativ auf HP zu setzen, liefern aber unterm Strich noch immer die kalten Zahlen.

Denn wie schon zuvor erwähnt ist HP nach wie vor, abgesehen von den jüngsten Abschreibungen,  noch immer ein durchaus profitables Unternehmen, das derzeit einfach viel zu günstig vom Markt bewertet wird.

Und so steht einem Jahresumsatz von 120 Milliarden Dollar in 2012 und einer durchschnittlichen Netto Gewinnmarge von über 5%, mittlerweile gerade mal ein 2013er KGVe von 5,23 gegenüber. Derweil man die Restrukturierung des Unternehmens kontinuierlich voran treibt und auch diverse Kostensenkungsmaßnahmen durchführt,  u.a. den Abbau von knapp 29000 Arbeitsplätzen weltweit in den nächsten zwei Jahren, was jährliche Einsparungen von 3,5 Mrd Dollar zur Folge hätte, und das bei vermutlich gleich bleibenden – bis leicht steigenden Umsätzen im Hardware Kerngeschäft (siehe oben)!

Desweiteren hat es Meg Whitman mit viel Tiefstapelei in der letzten Zeit sehr gut verstanden die Erwartungen des Marktes an ihr Unternehmen derart stark zu dämpfen, das HPs Chancen in Zukunft mal wieder positiv zu überraschen, mittlerweile gar nicht mal so schlecht stehen.

So verkündete sie beispielsweise gegen Ende 2012 das HP noch harte Zeiten bevor stünden, revidierte mal eben die Gewinnprognose für 2013 und verschreckte die Aktionäre zusätzlich mit der Aussage dass HP erst im Jahre 2016 erst wieder so schnell wachsen werde wie die restliche US-Wirtschaft, welche ja bekanntlich auch noch nicht wieder so richtig Fahrt aufgenommen hat, was die Aktie des nach Umsatz zehntgrößten US-Konzerns letztlich auf ihr zehnjahres Tief bei $11,35 schickte.

Ob diese Einschätzung der ehemaligen Ebay-Chefin was den Turnaround bei HP angeht noch zu optimistisch oder vielmehr schon zu konservativ ist, wird sich in Zukunft erst noch zeigen.

Interessant ist die HP-Aktie für risikofreudige Anleger aber schon jetzt: „Kaufen wenn die Kanonen donnern…“

So Long, ihr Thomas Blank

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