US Banken in der Berichtssaison zu Q4 2012

Überall pfeiffen es die Spatzen schon von den Dächern, doch stimmt es auch, werden Bankaktien dieses Jahr zu den großen Gewinnern am Markt zählen, oder ist der ganze Hype mal wieder nur eine lahme Ente?

Nun, fest steht jedenfalls erstmal dass dieses Jahr für die ein oder andere Bankaktie schon sehr gut begonnen hat, doch viel spannender ist natürlich die Frage wie es nun mit den neuen Favoriten der spekulativ veranlagten Anleger weiter geht?

Brachen- und Sektorstudien mögen ja schon jetzt ein Loblied auf die noch vor kurzem geprügelten und gemiedenen Banktitel dieser Welt singen, doch die Frage bleibt wohl erstmal, ob die einst ungeliebten Geldhäuser den hübschen Vorschusslorbeeren ihrer teils eigenen Propheten, pardon, Analysten letztlich auch mit schönen fetten schwarzen Zahlen begegnen, und so den allgemein Aufschwung am Markt weiter aufrecht erhalten können.

Geht man nach den bereits Ende letzter Woche veröffentlichten Zahlen der US-Großbank Wells Fargo, so lautet die Antwort wohl eindeutig: JA. Jedoch hat wohl jedes Geldhaus, je nach Ausrichtung und Standort, seine eigenen Stärken und Schwächen, weshalb man keinesfalls alle Banken über einen Kamm scheren sollte.

Denn nur weil Wells Fargo als traditionell auf Privatkunden ausgerichtete Bank mal eben im letzten Jahr 18,9 Milliarden Dollar verdient hat, heisst das noch lange nicht dass man jetzt davon ausgehen darf, dass die anderen Banken auch bald alle zum feiern einladen werden… Denn Schließlich hat die ein oder andere Bank immer noch mit Altlasten aus der Finanzkrise zu kämpfen, müht sich mit Gerichtsprozessen und Skandalen ab, oder leidet schlicht unter den teuren Folgen des eigenen Risikomissmanagements.

Und genau diese mannigfaltige Unsicherheitsfaktoren sind es schließlich, welche diese Woche der angelaufenen US-Berichtssaison besonders interessant und aufschlussreich für Bankbullen machen, präsentieren doch mit Goldman Sachs, JP Morgan Chase, der Bank of America und der Citigroup, gleich vier der ganz großen amerikanischen Banken ihre Zahlen für das vierte Quartal 2012 und geben Auskunft über ihre Erwartungen für die Zukunft…

Wann und zu welcher Uhrzeit die wichtigsten Banken ihre Quartalszahlen für das 4te Quartal 2012 veröffentlichten, und welche Erwartungen (Konsenseinschätzung) der Markt hat, erfahren sie in der folgenden Tabelle:
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Die Erwartungen sind zum Teil sehr hoch, sogar so hoch das ich persönlich meine Zweifel habe, ob die harten Fakten letztlich nicht bei der ein oder anderen Bank für Enttäuschung am Markt sorgen werden…

Doch bei wem könnte sich ein Einstieg lohnen und von welchem Papier lässt man wohl besser die Finger?

Ein paar kurze persönliche Einschätzungen zu den Kandidaten:

Goldman Sachs: Ok, die Goldmänner haben bisher zwar *fast* immer geliefert, sind mit die dicksten Fische im Teich, und die Aktie wirkt auf den ersten Blick auch ziemlich günstig. Doch angesichts des jüngsten Skandals (die geheime MSI Abteilung und die offenkundige Umgehung der Volcker-Rule) um GS und den eventuell hieraus resultierenden negativen Folgen, sollte man wohl diesmal, auch wenn die Zahlen stimmen, nicht zu viel erwarten…

JPMorgan Chase & Co: Die Nachwirkungen um die gigantischen Tradingverluste wegen mangelhaften Risikomanagements (London Whale Loss) vom letzten Jahr dürften die Bank noch eine Weile beschäftigen, erst kürzlich wurde die Bank aufgerufen ihre Risikokontrolle zu verbessern. Nichts desto trotz ist JPMorgan nach Assets die größte der US Banken und dürfte allmählich wieder in die Spur kommen, positive Überraschungen sind also durchaus möglich, und die Aktie ist billig!

Bank of America: Die Bank die meiner Meinung nach bisher am stärksten an der Finanzkrise 2007 und ihren Nachwehen zu kauen hatte, gigantische Abschreibungen und Korrekturen wurden vorgenommen, Rechtsstreite ausgefochten und Kompromisse ausgehandelt. Alle diese Negativfaktoren beeinflussen bis heute die Ergebnisse der Bank. Dennoch, der US Häusermarkt erholt sich langsam, und die BofA hat beständig an sich gearbeitet, und könnte demnach demnächst also wieder ordentlich Geld machen, was die Aktie per se natürlich zur Zeit äußerst günstig da stehen lässt… Einen interessanten Artikel hierzu habe ich übrigens im englischsprachigen Blog: The Motley Fool gefunden…

Citigroup: Wie auch Wells Fargo konzentriert sich die Citi mittlerweile zunehmend auf das amerikanische Privatkundengeschäft, was natürlich ein ebenso prächtiges Ergebnis wie bei WFerwarten lässt. Jedoch sind diesbezüglich gerade bei der Citigroup die Erwartungen der Analysten bzw. der Marktkonsens was das Ergebnis fürs 4te Quartal an geht extrem hoch. Mit einem 0,96 Dollar EPS erwartet man am Markt mal eben einer Verdreifachung des Ergebnisses, was schon ein ziemlicher Hammer ist. Hinzu kommt auch dass die Citi es in den letzten drei Quartalen sogar noch geschafft hat die Erwartungen jeweils um knappe zehn Prozent zu übertreffen, was die Erwartungshaltung für das 4te Quartal noch zusätzlich in die Höhe schrauben dürfte. Langfristig (aufmerksame Leser wissen es) bin ich auf jeden Fall ein Citifan und vom mittel- bis langfristigen Erfolg der Papiere überzeugt. Doch kurzfristig könnte die Realität dem Papier einen kleinen Dämpfer verpassen, wenn nämlich der allmählich von vorangegangen Superlativen verwöhnte Markt – von eigentlich guten Ergebnissen trotzdem mal wieder enttäuscht ist.

Denn: Hohe Erwartungen bergen hohes Entäuschungspotential, derweil geringe Erwartungen immer wieder gut für eine positive Überraschung sein können… 😉

So Long, ihr Thomas Blank

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3 Antworten auf “US Banken in der Berichtssaison zu Q4 2012”

  1. Vielleicht bin ich überängstlch oder auch nur zu langfristig orientiert, aber die Banken beinhalten eben das große Risiko, dass hiner den Kulissen Sachen unsauber ablaufen oder man sich verzockt.

    Wie auch in Deinem zu mir verlinktem Artikel (vielen Dank 🙂 ) traue ich Wells Fargo als Back to the Roots Bank noch am meisten.

  2. np, dein Artikel passt ja auch gut zum Thema, und ist zudem noch interessant.
    Danke btw für deinen Kommenar Ulrich. Ich sehe die Sache aber ein bisschen anders als du, denn verzocken kann man sich immer, egal ob man kurz oder langfristig an den Märkten agiert. Ebenso wie man nie hundertprozentig sicher sein kann dass hinter der Vorhang alles koscher abläuft, egal ob es sich beim Anlageobjekt nun um eine Bank oder eine Tupperware-Fabrik handelt. Wobei ich natürlich zugeben muss, dass sich die Banken in den letzten Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben. 🙂

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