Und plötzlich ging alles ganz schnell. Lange Wochen hatte man sich im Usd-Yen geziert und gewunden, denn irgendwie war man sich zwar sicher, aber dann eben doch auch unschlüssig gewesen. Und so war der Kurs über Wochen mal hierhin – und dann wieder dorthin geschlängelt, doch stets ohne die psychologisch wichtigen 100 Yen für den Dollar auch nur kurz zu touchieren. Eine spannende Zeit, welche sicherlich den ein oder anderen Marktakteur hat ein wenig zweifeln lassen, ja vielleicht sogar glauben machen, dass das Ende der Fahnenstange, und damit die seit Monaten andauernde Boomphase des Dollar gegenüber dem Yen an der hunderter Marke ihr Ende finden könnte. Und dann das, von einem Tag auf den anderen, nämlich am 9 Mai, war die große Barriere plötzlich keine mehr. Seitdem sind die meisten Zweifler verschwunden, der Nikkei weiter den Sternen entgegen gestiegen, und die Abenomics gelten nun vielerorten als in ihrer Wirksamkeit bestätigt. Was natürlich die Frage aufwirft, wie es nun in Zukunft mit dem „Währungspaar des Jahres“ weitergeht?
Die Hausse nährt die Hausse…
Die magische 100 war per se eigentlich nur eine psychologische Barriere, was der Wertigkeit des kürzlich per Durchbruch generierten Kaufsignals – natürlich keinen Abbruch tut, aber de facto für den Yen nur eine Etappe von vielen auf dem Weg zu alter Schwäche markiert. Wohlgemerkt ist jene alte Schwäche, für die Japaner zurzeit ein durchaus erstrebenswertes und gewünschtes Ziel, auch wenn ein Mitglied der jap. Administration dies wohl offiziell nie dergestalt verlauten lassen würde. Doch egal ob purer Zufall oder heimliches Kalkül, unter dem Strich stellt ein stetig schwächer tendierender Yen eine wachsende Stärke für die exportlastige japanische Wirtschaft dar, welche der Welt (zum Glück?) durch die neue – noch aggressivere Geldpolitk der Bank of Japan – noch wenigstens bis Anfang 2015 erhalten bleiben wird. Eine Tatsache die, natürlich, mittlerweile viele Beobachter und Trader (und auch mich) zu dem Schluss verführt hat, dass die laufende Entwicklung des Yen sich erstmal weiter wie gehabt fortsetzen dürfte. Und dementsprechend quasi mal wieder für eine sich selbst erfüllende Prophezeiung – ganz nach dem altbekannten Börsenmotto: „Die Hausse nährt die Hausse“, ein Paradebeispiel darstellt.
Ein Widerstand folgt auf den nächsten…
Was nun aber nicht bedeutet, dass dieser erwarteten Entwicklung nach dem Überwinden der magischen 100 nun nichts mehr entgegen steht. Denn auch wenn die Sache derweil schon aller Welt so gut wie gebongt erscheint, so sollte dennoch jedem der zurzeit irgendwie in der Japan-Story engagiert ist – klar sein, dass an der Börse niemals etwas wirklich schon von vornherein als „gebongt“ betrachtet werden darf, und somit jede neue Hürde, jeder Widerstand, dem großem Hype den Wind aus den Segeln zu nehmen vermag. Denn auch wenn mittlerweile ein Großteil des Handels von Highspeed-Computern -, welche nach festgelegten Algorithmen agieren – bestimmt wird. So ist letzten Endes doch immer noch die Psychologie der menschlichen Marktakteure das Zünglein an der Waage, und somit, auch wenn manche dies nicht wahrhaben wollen, m.E. der wichtigste aller kursbestimmenden Faktoren. Und in diesem Sinne ist man auch als bombenfest überzeugter Bulle, stets immer gut beraten, wenn man sich dieses kleine aber feine Detail – immer wieder vor Augen hält – während man noch höheren Kursen entgegenfiebert. Denn mit jedem neuem Superlativ, mit jedem Meilenstein zum anvisierten Ziel, steigt auch die Nervosität des investierten Kapitals, und dazu proportional das Korrektur- bzw. Rückschlagspotential. Denn wie heisst es doch so schön? „Je höher man steigt, desto tiefer fällt man.“
Charttechnik: Überkauftheit VS Kaufsignal
Und wie immer wenn viele Menschen zugleich eine große Chance am Markt wittern, und der Markt dementsprechend ohnehin schon weit gelaufen ist, kumulieren Pros und Kontras zu einem Wust von Unsicherheit – welcher genug Raum für mannigfaltige Interpretationen offen lässt. So ist es zum einen, angesichts der schon lange stark überkauften Lage, irgendwie vermessen zu glauben, dass die enorme Rally der Weltleitwährung Dollar gegenüber dem japanischen Yen sich auch in Zukunft weiter ungebremst nach oben schraubt, ohne auch nur einmal zwischendruch eine angemessene Korrektur hingelegt zu haben.
Aber genauso wäre es natürlich pure Ignoranz das kürzlich mit dem Schritt über die 100 generierte Kaufsignal einfach unter den Tisch zu kehren. Und so entsteht in der Sache mal wieder jener von allen großen Rallybewegungen bekannte Konflikt zwischen wachsender Skepsis durch Überkauftheit, und dazu konträren Marktsignalen wie dem jüngsten großen Kaufsignal im USD/JPY. Eine unschöne Sache für alle Beteiligten, aber auch eine sichere Konstante im großen Spiel um den letzten und besten Stuhl bei der Reise nach Rom, wenn ich mir diese Metapher an dieser Stelle erlauben darf. Und so gewinnt am Ende mal wieder derjenige, welcher am besten die gebotene Vorsicht und die notwendige Gier unter einen Hut zu bringen vermag.
Charts erstellt mit ProRealTime.com
Nun aber endlich Tacheles…
Im obigen USD/JPY Wochenchart habe ich mir mal erlaubt die wohl zwei offensichtlichsten möglichen Kursverläufe einzuzeichnen, wobei ich aber anmerken möchte, dass die Wirklichkeit zum ersten meist anders kommt, und zum zweiten – als man denkt. 😉 Weshalb man sich niemals zu sehr an derlei Szenarien klammern sollte, jedenfalls, sofern man nicht böse auf den Bart fallen möchte. Nichts desto trotz sind im Wochenchart gleich mehrere wichtige Widerstände (die auch gerne als Kursziele dienen dürfen) sowie Unterstützungen auszumachen. Diese wären mittelfristig, und ausgehend von der aktuellen Notierung nach oben hin – bei etwa 104, 109, und 110 Yen für den Dollar auszumachen, wobei besonders der Bereich zwischen 109-110 aufgrund der langfristigen Abwärtstrendlinie für den weiteren Verlauf besonders interessant werden dürfte. Nach unten hin, gibt es aufgrund der enormen Festigkeit des Rallyschubes, fürs erste eigentlich nur eine logische Supportline, welche bei etwa 95 Yen für den Dollar verläuft. Durchaus interessant und irgendwie auch beängstigend, ist die aus dem von mir rein hypothetisch angelegten Fibo Retracement resultierende Feststellung, dass die besagte Supportline – im Fall der Fälle – noch nicht einmal das im Forex-Handel oft zum Maßstab genommene 50er Fibo abhandeln würde, doch dies nur am Rande, da bisher fast noch nichts auf einen größeren Einbruch hindeutet. Habe ich fast nichts geschrieben? Nun ja, wie man am RSI 14 im Chart unschwer erkennen kann, befindet sich das Währungspaar auf Wochenbasis nun schon seit Ende 2012 im überkauften Bereich, soviel zu „fast nichts“! Was meine persönliche Einschätzung – plus Bauchgefühl angeht, so gehe ich derzeit noch nicht von einer gröberen Korrektur in nächster Zeit aus, womit mein nächstes persönliches Kursziel fürs erste bei 104 Yen für den Dollar liegt.
So Long, Ihr Thomas Blank
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Interessanterweise wurde dein prognostiziertes Kursziel von 104 erreicht, wenn auch nur für kurze Zeit. Insgesamt hat sich der Kurs aber nun knapp über der 100er Marke festgefressen und wird wohl wie es scheint auch erstmal eine Zeit lang dabei bleiben. Ich würde mich über weitere Analysen hier im Blog freuen.