Dank den Abenomics fliegt der Nikkei schon seit Monaten konsequent allen anderen Indizes davon. Seit dem Start der Rakete beim letzten Verlaufstief zu im Juni 2012 – bis heute, hat der japanische Leitindex schon sage und schreibe 64,7 Prozent zugelegt. Ein Topwert – den wohl so kein anderer Index der Welt in dieser Zeit zu bieten hatte.
Zum Vergleich: der amerikanische Dow Jones konnte von Juni 2012 bis zu seinem jüngsten Allzeithoch gerade einmal 23,51 Prozent zulegen, was sicherlich für sich genommen auch eine schöne Hausnummer ist, sich aber leider gegen die nipponesische Rakete ausnimmt wie ein Fliegenfurz. Aber das schönste an der Rakete der Japaner kommt ja erst noch, denn da diese nun de facto – stetig mit frischem Notenbank-Geld nachgetankt wird, könnte es sogar sein dass der Höhenflug noch eine ganze Weile ungebremst weitergeht…
Unterstützend wirkt hier natürlich der seit langem endlich wieder schwächer notierende Yen, welcher angetrieben durch die jüngsten Bestrebungen der japanischen Notenbank – innerhalb von nur zwei Jahren – das Land von leichter Deflation zu einer moderaten Inflation zu führen, durchaus noch weiteres Abwärtspotential bietet, und dementsprechend vielleicht sogar in Kürze – die lange verloren geglaubte Marke von 100 Yen für den Dollar überspringen könnte.
Ein schwacher Yen ist enorm wichtig für Japan, doch offiziell nicht beabsichtigt…
Natürlich ist eine Schwächung des Yen von offizieller Seite keineswegs das Hauptziel der umfangreichen Interventionen der Bank of Japan, nein eigentlich ist es sogar so, dass die nun schon seit Monaten andauernden Abwertung der japanischen Landeswährung von den Japanern offiziell als unerwünschter – wenn auch positiver Nebeneffekt der Abenomics proklamiert wird. Denn natürlich hat Japan sich, wie alle anderen großen Industriestaaten übrigens auch, für frei treibende (floating) Wechselkurse – und gegen gezielte Währungsmanipulation ausgesprochen, und verurteilt daher offiziell jegliche Bemühungen die eine Abschwächung der eigenen Währung zur Erlangung von Wettbewerbs- und Handelsvorteilen zum Ziel haben.
Und dennoch gibt es böse Zungen die behaupten dass die Japaner eben doch genau dieses mit ihrer aggressiven Geld- und Wirtschaftspolitik beabsichtigen, ja dass genau dieses den eigentlichen Kern, ja gewissermaßen die Destination der Abenomics darstellt. Wobei auch schon oft im diesem Zusammenhang das böse Wort: Währungskrieg gefallen ist. Das Ausland verwendet zum Ausdruck des so geweckten Unmutes diesbezüglich zwar bis jetzt noch weitgehend diverse Euphemismen, doch wie man es nun auch dreht und wendet, fest steht dass längst alle wissen dass die Japaner mit ihren Beteuerungen nur versuchen so lange wie möglich den guten Schein zu wahren. Während sie weiterhin unbeirrt alles tun um den Yen abzuschwächen, um so auf internationaler Ebene die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität japanischer Exportwaren zu erhöhen, und endlich wieder Land – vor allem gegenüber der direkten asiatischen Billigkonkurrenz aus China, Südkorea und Co. zu sehen.
Der Erfolg heiligt alle Mittel
Wobei ich jetzt nicht behaupten möchte dass dies der einzige Zweck der Japaner ist, denn die eigentlich angeführten Gründe und Ziele gehören natürlich genauso mit ins Gesamtpaket, und sind genauso notwendig für einen Gesamterfolg der Abenomics – wie eben ein schwacher Yen. Denn natürlich ist es für die japanische Binnenwirtschaft absolut notwendig dass die nun schon seit über zwei Dekaden andauernde Deflationsspirale endlich überwunden wird, was im gleichen Zuge dann auch noch zusätzliche Synergieeffekte freisetzt. Denn schließlich kann sich der Inselstaat eine fortschreitende Verteuerung der ohnehin schon exorbitant hohen Staatsverschuldung allmählich nicht mehr leisten. Und in diesem Sinne ist ein ausgeweitetes Anleihenkaufprogramm zur Steigerung der Inflationsrate gleich dreifach eine gute Sache für Japan. Denn so schafft man es nicht nur die enorme Staatsschuld von mehr als 200 Prozent des jap. BiP (engl: Gdp) zu mindern ohne sie wirklich zu bezahlen, sondern sorgt gleichzeitig auch dafür dass die Zinsen auf neue Schulden auf ähnlich niedrigem Niveau bleiben wie bisher, womit wiederrum auch die Bezahlbarkeit der ebenso im Sinne der Abenomics beschlossenen Konjunkturprogramme gewährleistet ist.
Eigentlich ist also das Vorgehen der Japaner so gesehen nicht nur schon jetzt sehr erfolgversprechend, was man schon allein am Kurs des Yen sehen kann, sondern geradezu eine Notwendigkeit um gleich mehrere Pferdebremsen mit einer Klappe zu schlagen und langfristig gesehen sogar einen katastrophalen Staatsbankrott à la Griechenland zu vermeiden.
Es gibt Sprit ohne Ende, und die Rakete fliegt und fliegt und fliegt…
Und genauso sehen es die Märkte natürlich auch. Und so ist der Weg des Yen und jener des Nikkei quasi schon seit den ersten Gerüchten über den Abe-Masterplan – welcher von Anfang an als neuartige extrem expansive Finanzdoktrin verstanden wurde – vorherbestimmt gewesen. Und nun da die BoJ gleich bei ihrer ersten Sitzung unter dem Diktat des Abenomics-Befürworters Haruhiko Kuroda diese neue Finanzdoktrin dermaßen überzeugend durch umgehende Maßnahmen vertreten hat, ist ipso facto jener Weg zum in Stein gemeißelten Denkmal geworden. Eine unumstößliche Tatsache quasi, welche Kuroda erst kürzlich noch einmal durch die sinngemäße Aussage untermauert hat, dass er – sollten die bisher eingeleiteten Maßnmahmen nicht ausreichen – noch einmal eine gute Schippe drauflegen würde. Was nichts anderes heisst, als dass der nun einmal eingeschlagene Kurs mit Biegen und Brechen zum Erfolg geführt werden wird, koste es was es wolle!
Und so könnte man in diesem Sinne sogar mit guter Gewissheit davon ausgehen, das der Höhenflug des Nikkei sich noch eine ganze Weile weiter fortsetzen wird, vor allem solange der Yen sich weiter in die entsprechende Richtung entwickelt, respektive – zumindest nicht wieder wesentlich aufwertet. Denn schon jetzt dürften die großen japanischen Exporteure die ersten heilsamen Folgen des schon seit Monaten schwächer tendierenden Yens zu spüren bekommen, und so wartet man derweil natürlich nicht nur in Japan mit Spannung auf die neuen Quartalszahlen von Exportgrößen wie Toyota, Sony und Co, sondern weltweit.
Japan hat endlich wieder Hoffnung zu alter Stärke zurückzufinden, zu recht!?
Denn es gilt eindeutig zu konstatieren dass das gesamte wirschaftliche Unglück Japans in den letzten Dekaden – schon Anfang der 90er Jahre durch das Platzen der sog. Bubble Economy iniziert wurde , welche ihrerseits durch eine rasante Wertsteigerung des Yen befeuert wurde. Dementsprechend ist es natürlich alles andere als abwegig in einer fortschreitenden gezielten Yen-Abwertung einen Weg aus der Krise für Japans – de facto exportorientierte Wirtschaft zu sehen. Weshalb man nun als Verfechter eine solchen Sichtweise eigentlich gar nicht anders kann, als dem Land eine bevorstehende Trendwende zu prognostizieren, und entsprechend euphorisch auf den noch immer weit unter Allzeithoch notierenden Nikkei zu spekulieren!
Mit ihrem energischen Handeln haben Abe und Co es jedenfalls bisher sehr gut verstanden, eine Entwicklung in Gang zu setzen und am laufen zu halten, die lange Zeit so nicht möglich schien. Japan hat damit eine erste wichtige Etappe auf dem Weg zurück zu alter Stärke erreicht, und nicht nur den Aktienmarkt von seine langjährigen Lethargie befreit, sondern auch die Menschen die dahinter stehen. Was für sich genommen schon ein großer Erfolg ist, doch vermutlich nicht der Einzige bleiben wird. Denn selbst wenn man als Skeptiker eher die Deflation und die schwächelnde Binnenwirtschaft als Hauptproblem Japans betrachtet, und nun durch einen schwächeren Yen die hohen Importpreise fürchtet, so vergisst man leicht, dass dies nur eine mögliche Interpretation und Prognose für den Lauf der Dinge darstellt. So könnten die höheren Importpreise zum Beispiel ebenso gut eine allgemeine Teuerung in Gang setzen und dem Land somit aus der langjährigen Deflationsspirale verhelfen. Doch ich will mich an dieser Stelle auch gar nicht mehr viel weiter aus dem Fenster lehnen als ich es nun ohnehin schon getan habe, denn natürlich gibt es zu jedem überschwänglichen Pro auch ein bodenständiges Kontra, schließlich sind die Dinge nie so eindeutig wie sie auf den ersten Blick erscheinen, und so gibt es auch in dieser Suppe sicherlich das ein oder andere Haar zu finden, wenn man mal etwas genauer hinsieht…
Charts erstellt mit ProRealTime.com
Alles kann, nichts muss – Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt…
Natürlich mögen viele behaupten, das Geldpolitik und Konjunkturprogramme Japans Probleme auf Dauer nicht lösen werden, solange die eigentlichen Ursachen von der Politik nicht einmal mit der Kneifzange angefasst werden – und notwendige Reformen dementsprechend weiter auf sich warten lassen.Und ja, es lässt sich nicht ganz von der Hand weisen, dass an diesen Einwänden etwas Wahres dran ist. Nichts desto trotz muss dies – gemäß dem Falle dass die jap. Politik dieses Manko nicht bei Zeiten noch behebt – nicht zwangsläufig schon in Kürze das Ende der Party im Nikkei bedeuten. Denn fürs erste bezahlt ja schließlich erstmal die jap. Notenbank sämtliche Rechnungen für die laufenden Ausschweifungen, und so ist aller Vorraussicht nach noch eine ganze Weile genügend gratis Raketensprit für alle da. Es stellt sich dem geneigten Spekulanten somit eigentlich gar nicht die Frage ob-, sondern vielmehr wann sich ein Einstieg lohnt… Nun wie ganz am Anfang schon erwähnt, hat der Nikkei derweil schon beachtlichte 64 Prozent an Wert hinzugewonnen, darum ist es wohl durchaus legitim wenn sich der ein oder andere an dieser Stelle zuerst einmal über eine Korrektur Gedanken macht, und mit dem Gedanken spielt – erst später – zu gegebener Zeit, einen Ritt auf der Welle zu wagen, schließlich ist ja langfristig wie man im Chart gut sehen kann, noch jede Menge Kurspotential vorhanden. Doch derlei Zögerlichkeiten könnten anderseits natürlich auch dafür sorgen, dass einem die aktuelle Rally wortwörtlich davon läuft, und man erst wirklich Gelegenheit zum Einstieg findet, wenn es quasi schon zu spät dafür ist, und das will ja keiner.
Es gilt hier also zunächst abzuwägen wie weit man bereit ist an dieser Stelle noch auf Risiko zu gehen und wie überhaupt die derzeitigen Chancen stehen. Und natürlich sollte man derlei Überlegungen noch die Feststellung hinzufügen, dass die kommenden Unternehmensberichte von den Top-Exporteuren wie z.B. Toyota vom Markt vermutlich sehr kritisch beeugt und beurteilt werden, und sich für die Akteure dementsprechend sowohl enormes Enttäuschungs- als auch Überraschungspotential ergibt. Schließlich lassen sich vermutlich anhand der kommende Zahlen erste Rückschlüsse auf die Auswirkungen der laufenden Yen-Schwäche ziehen, und genau dann wirds ja schließlich erst so richtig interessant…oder!? 😉
In diesem Sinne, so Long, Ihr Thomas Blank
[poll id=“21″]
[important]Leser, die aufgrund der veröffentlichten Inhalte Anlageentscheidungen treffen bzw. Transaktionen durchfuehren, handeln in vollem Umfang auf eigene Gefahr und auf eigenes Risiko. Der Autor bzw. der Anbieter des Börsenblogs www.InsideTrade.de uebernimmt keine Haftung für die erteilten Informationen! Lesen sie den Haftungsausschluss[/important]
Guter Artikel. Nun sieht man was solch eine Notenbankpolitik auslöst. Der Absturz des Nikkei ist meiner Meinung nach erst der Anfang einer stärkeren Korrektur.
Grüße!