Zeit etwas Geld vom Tisch zu nehmen!?

Seit Monaten läuft sie schon, die große Rally an den Aktienmärkten. Der Dow hat unlängst die 14200er Marke hinter sich gelassen und seine neue Bestmarke bei 14540 Punkten platziert, und auch sein großer Bruder der schwerfälligere S&P500 notiert mit etwa 1555 Punkten nahe seines bisherigen Allzeithochs, welches sich bei 1576 Punkten befindet. In Europa siehts vielerorts zwar noch nicht ganz so rosig aus, doch vor allem wir hier in Deutschland hatten bisher auch eben wenig Grund uns zu beschweren, hat unser Dax es doch auch erst kürzlich über die magische 8000er Marke geschafft. Schon bis hierhin haben die genannten Indizes einen Run hingelegt, welchen wohl viele noch vor ein paar Monaten – so und in dieser Zeitspanne – nicht für möglich gehalten hätten.Doch auch wenn der Dow sich schon längst zu neuen Höhen aufgeschwungen, und der Dax trotz noch schwelender Eurokrise die 8000 Punkte knacken konnte, so hat die wahre Sensation doch ganz woanders stattgefunden, nämlich im Land der aufgehenden Sonne…

Mit seiner neuen als Abenomics bezeichneten Wirtschaftspolitik, welche auch eine stärkere Einflussnahme auf die eigentlich unabhängige nationale Geldpoltik miteinbezieht, hat es der neue japanische Premier Shinzo Abe bisher ausgezeichnet verstanden die richtigen Zeichen zu setzen und den Währungs- und Aktienmärkten den Weg zu weisen. Ob seine gewagten und nicht ganz unumstrittenen Maßnahmen dem Land langfristig wirklich nutzen oder doch eher schaden werden, steht zwar noch in den Sternen. Fest steht aber schon jetzt, dass allein schon die politische Wende in Japan – derartig für Furore und Euphorie gesorgt hat, das die Märkte den frischen Wind des billigen Geldes höchst bereitwillig und positiv aufgenommen haben. Der Yen ist mittlerweile so billig wie schon seit Jahren nicht mehr, und auf dem besten Weg noch weiter abzuwerten, derweil der japanische Leitindex Nikkei 225 diese, für die Exporte des Landes, so wichtige positive Schwäche mit einem beeindrucken Ausbruch aus seine langjährigen Seitwärtsphase gutiert hat. Seit November hat der Nikkei um mehr als 3300 Punkte auf nun über 12400 Punkte zugelegt. Eine bis jetzt wirklich sehr beeindruckende Erfolgsstory, wirklich.

Doch bei all diesen Erfolgen fragt man sich als Anleger doch wirklich so langsam, vor allem wenn man schon gut an all dem Aufschwung mit partizipiert hat, wie lange das noch so weiter gehen kann? Denn auch wenn niemand wirklich weiss WANN, so ist jedem doch zumindest klar, DASS es irgendwann auch wieder mal etwas runter gehen muss, denn letztlich und endlich findet ja jede Hausse mal irgendwann ein Ende, oder legt zumindest mal eine ausgedehnte Pause ein.

Sollte man also von daher nicht langsam etwas vorsichtiger werden und etwas Geld vom Tisch nehmen!?

Hm ja, naja, schwierige Frage. Ich persönlich denke schon dass es langsam an der Zeit dafür wäre, obwohl…; Obwohl natürlich niemand so recht vorhersehen kann wann der ideale Zeitpunkt gekommen sein mag um sich so clever wie möglich und so gierig wie nötig  von ein paar gewinnträchtigen Aktien zu verabschieden, und grinsend auf die Seite zu treten um sich eine mögliche Korrektur oder schlimmeres als selbstzufriendener  Beobachter gemütlich von der Seitenlinie mitanzusehen, oder sogar als frischgebackener Bär mit der großen Pranke auf die armen Bullen drauf zu hauen.

Charttechnisch sehen jedenfalls so ziemlich alle genannten Indizes höchst korrekturbedürftig aus, naja ausser dem Dax vielleicht. Doch natürlich reicht allein die offenkundige Notwendig- und Überfälligkeit eine Korrektur nicht aus um sich ein klares Bild von der vorliegenden Situation zu machen. Denn es gilt natürlich auch trotz dieser neusten unschönen Geschichte um Zypern zu konstatieren, dass die Bullen weltweit noch immer enorm zahlreich und überzeugt von der Sache , und die Märkte dementsprechend stark sind. So stark sogar, dass selbst so grobe Stimmungskiller wie das Wahldebakel in Italien, oder das Inkrafttreten der amerikanischen Schuldenbremse bisher gerade einmal für ein kleines Hüsterchen an den Märkten gesorgt haben, und keineswegs Grund genug waren um eine Stampede gen Süden loszutreten.

So gesehen, ist die Stimmung also gerade dermaßen positiv das sich derweil eigentlich niemand so richtig vorstellen kann was uns Börsianer in der nächsten Zeit überhaupt noch die Suppe versalzen könnte.

Und so stehen die Börsengurus und Finanzexperten, Fonds-Mangager und Bankanalysten auch unlängst schon Schlange vor den eigentlich längst überkauften Märkten, um wie die Marktschreier immer weitere und mehr Anleger, vor allem die Kleinen, welche sich bis dato aus Angst noch nicht wieder an Aktien heran getraut haben, mit immer neuen Jubelrufen zum Kaufen zu bewegen…

Und eigentlich ist doch genau das das große Alarmsignal auf welches man als fortgeschrittener Spekulant hören sollte, oder!?

Es ist eine anerkannte Börsenmaxime: die Charts müssen es nicht immer bildlich ankündigen, die fundamentalen Daten es nicht immer schwarz zu rot auf weiss abbilden, nein – es reicht schon wenn man immer frei nach dem altbekannten Motto handelt: „Kaufen wenn die Kanonen donnern, verkaufen wenn die Violinen spielen.“ Doch natürlich ist derartiges immer leichter gesagt als getan, schließlich ist es immer schwierig hin und her gerissen von der eigenen Angst und Gier, auf die Zeichen des Marktes zu achten und ein gutes Mittlemaß zwischen schlichter Vernunft und unabdingbarer Risikobereitschaft zu finden.

Ich für meinen Teil sehe wie schon vorher zum Ausdruck gebracht derzeit nichts was die gute Stimmung am Markt nachhaltig trüben könnte, obwohl ich jedoch durchaus der Meinung bin, dass es mittlerweile definitiv an der Zeit ist etwas Geld vom Tisch zu nehmen und etwas vorsichtiger zu werden. Und sicherlich stehe ich mit dieser Meinung nicht allein da, was natürlich im Umkehrschluss bedeutet, dass das allgemeine Risiko einer durch schlichte Gewinnmitnahmen induzierten, und durch Angstverkäufe befeuerten Korrektur – derzeit Tag für Tag zunimmt. Das ist einfach eine Frage der Wahrscheinlichkeit, und genauso klar wie die Tatsache dass die Skepsis und die Korrekturerwartung der alt-investierten Anleger, ebenso zu jedem weiteren Anstieg proportional zulegt.

Was nicht heissen soll, das es nun Zeit wäre zu shorten, Gott bewahre, i dont think so. Aber es ist wohl langsam an der Zeit sich zumindest Gedanken darüber zu machen, wie man sich am besten absichert. Und vielleicht sogar ein paar der angelaufenen Kursgewinne einsammelt, um im Fall der Fälle, dem was evtl. kommen mag – gelassen entgegen sehen zu können, aber auch andernfalls nicht wie der letzte Depp aus der Wäsche zu gucken, sollte das Ende der Party – respektive die böse Korrektur – doch noch ein Weilchen auf sich warten lassen… 😉

So Long, Ihr Thomas Blank

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2 Antworten auf “Zeit etwas Geld vom Tisch zu nehmen!?”

  1. Die selben Gedanken mache ich mir auch seit einiger Zeit. Netto habe ich dieses Jahr auch schon Positionen abgebaut. Trotzdem versuche ich mich nicht an allgemeinem Markttiming. Stattdessen habe ich mein Gefühl zum Anlass genommen, (sehr) alte Positionen noch mal anzuschauen und mich zu fragen, ob ich da heute überhaupt bzw. in der Höhe noch einsteigen würde. Daraus resultierten Verkäufe, die ich mangels attraktiver Alternativen nicht vollständig durch neue Käufe kompensieren konnte.

    Das Problem ist nur, dass ich mich im derzeitigen Umfeld mit hohen Tagesgeldbeständen auch nicht super wohl fühle, mal abgesehen davon, dass das nach Steuern und Inflation auch noch Geld kostet…

    1. Hallo Mario,
      ich denke es kommt hierbei auch immer darauf an welche Ziele man selbst mit einer Geldanlage verfolgt, wie der persönliche Anlagehorizont und die Risikoneigung usw sind.
      Natürlich spielt in diesem Sinne vor allem die eigentliche Intention welche zu diesem oder jenem Investment geführt hat, genau wie auch der persönliche Zeithorizont eine große Rolle.
      Es besteht ja grundsätzlich ein gewisser Unterschied zwischen Engagements wie dem Value-Investing, welches oft sehr langfristig orientiert betrieben wird, um dauerhaft an der Entwicklung eines Unternehmens zu partizipieren, oder schlicht regelmäßig Dividenden zu kassieren, und den oft im Gegensatz dazu nur mittel- bis kurzfristig orientierten – auf reine Kursgewinne ausgelegten Spekulationen.
      Sicherlich macht allein der Versuch im Falle von letzterem – eine Art Markttiming zu betreiben, wenig bis gar keinen Sinn, schließlich kann niemand von uns die Zukunft vorhersehen und damit ein Hoch oder Tief genau vorraussagen.
      Nichts desto trotz macht es aber stehts Sinn wie du auch ganz richtig schreibst, die eigenen Positionen stetig aufs neue auf den Prüfstand zu stellen und ganz rational aus den hieraus folgenden Erkenntnissen zu handeln, oder eben auch mal im Falle einer reinen Spekualtion, einen guten Gewinn einzustreichen – respektive ein paar Teilverkäufe durchzuführen um nach einer lange Rallyphase ein wenig Geld vom Tisch zu nehmen für den Fall dass der Wind dann eben doch mal plötzlich dreht…

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