Wie ich zum Börsianer wurde 4 – Auf die Plätze, fertig, los!?

Noch am selben Tag fuhr ich zu meiner Bank und überwies fünfhundert Euro auf mein Handelskonto. Dies war alles was ich zu diesem Zeitpunkt an Ersparten besaß.
Es war schon ein glücklicher Zufall daß ich überhaupt ein bißchen Geld auf der Seite hatte, denn für gewöhnlich war mein Konto immer schon kurz nachdem ich meinen Lohn bekommen hatte wieder im roten Bereich.
Es gibt da eine Börsenweisheit die besagt daß man nur mit Geld spekulieren sollte das man „über“ hat, respektive welches man gerade nicht benötigt. Es dürfte wohl klar sein daß man mit einem Gesamtkapital von etwa Fünfhundert Euro nicht gerade behaupten kann das man dieses Geld „über“ habe.
Und erst recht durfte ich so etwas nicht behaupten.
Doch aus der Sicht eines armen Schluckers der so gesehen nichts zu verlieren aber dafür alles zu gewinnen hatte, also aus meiner damaligen Sicht, sah ich mich geradezu gezwungen diesbezüglich auf Risiko zu spielen.

Der oft zitierte und mittlerweile leider verstorbene Altmeister der Börse – Andre Kostolany sagte und schrieb einst dazu: „Wer wenig Geld hat, darf nicht spekulieren. Wer viel Geld hat, kann spekulieren. Und wer kein Geld hat, MUSS spekulieren!“
Und genauso sah ich es damals auch; im übrigen auch heute noch, denn wer nicht wagt, der nicht gewinnt!
Irgendwie hatte ich was Geld an geht schon immer diese Affinität, diesen Hang zum Risiko. Schon immer war mir bewußt daß es beispielsweise beim Lotto nur eine mikroskopisch kleine Wahrscheinlichkeit gibt jemals 6 Richtige plus Superzahl zu tippen, und doch spiele ich bis heute jede Woche wieder mit.
Aus dem ganz einfachen Grund weil ich im Gegensatz zu den Leuten die auch gerne im Lotto gewinnen würden – aber niemals spielen, immerhin noch die Chance habe das irgendwann einmal doch überraschenderweise der unwahrscheinlichste Fall eintritt, möge diese Chance auch noch so klein sein. Das dafür bezahlte Geld ist sie mir auf jeden Fall immer wieder wert gewesen.

Irgendwie hat das ganze Ähnlichkeit mit einem Risikoinvestment; man weiß dabei nie ob man sein Geld jemals wiedersehen wird, und oft ist es schnell und unwiederbringlich verloren. Doch geht die Spekulation nur einmal auf, so macht man zumeist einen geradezu irrsinnigen Reibach damit!

Daraus resultiert eine ganz einfache und geradezu universal gültige Investment-Gleichung: Je höher das Risiko; desto höher der mögliche Ertrag / die mögliche Rendite (et vice versa)
Man könnte diese „Zocker-Einstellung“ vielleicht auch als die so oft bemühte Casino-Mentalität bezeichnen, jedoch schadet in der Regel der Spieler wie auch der Privatinvestor/Anleger mit einem Verlust immer nur sich selbst.

Ganz im Gegensatz zu den dubiosen Geschäften diverser Institutionen wie zum Beispiel: Investmentbanken und den berühmt berüchtigten Hedgefonds, unter deren Dächern wie man hört – einzelne Banker und Manager in ähnlicher Art und Weise zum eigenen finanziellen Vorteil, jedoch zum Schaden anderer agieren.
Doch ich will jetzt mal nicht abschweifen, denn auch wenn meine Story hier einen eindeutig kapitalistischen Bezug aufweist, so liegt der Sinn und Zweck natürlich nicht darin Sinn und Unsinn, Vor- und Nachteile des Kapitalismus zu analysieren, und von daher kehre ich jetzt lieber mal wieder zurück zum wesentlichen…
Die von mir auf mein Verrechnungskonto beim Onlinebroker überwiesenen fünfhundert Euro wurden mir dort etwa zwei Tage später gutgeschrieben.
Nun war also alles bereit, alle Ampeln auf Grün, alle Anzeigen auf Go in meinem Depot. Alles war von nun an also bereit für mein erstes selbständig getätigtes Aktieninvestment. Doch was; was nur sollte ich nun kaufen?

Hier gehts weiter zum fünften Teil!