Wie ich zum Börsianer wurde 5 – Aller Anfang ist schwer!

Ich hatte keine Ahnung. Nicht den geringsten Schimmer von welchem Unternehmen ich nun Aktien erwerben sollte. Mein Wissen über die Börse, Aktien und Kapitalanlage hatte sich nämlich seit meinem ersten Börsenerlebnis beim Planspiel-Börse kaum verbessert. Gut ich wußte mittlerweile daß Aktien an der Börse gehandelte Unternehmensanteile sind, deren Kurswerte an der Börse anhand von Angebot und Nachfrage auf Grundlage diverser fundamentaler Faktoren
wie wichtiger Unternehmensdaten und Kennzahlen, Konjunkturzyklen, Wirtschaftsnachrichten und -daten beeinflußt werden.
Oder anders ausgedrückt: Das Aktien i.d.R. im Wert steigen wenn das jeweilige Unternehmen gut läuft und viel Gewinn erwirtschaftet oder eben aller Voraussicht nach zukünftig noch mehr erwirtschaften wird.

Ebenso wußte ich das auf Aktien – deren Unternehmen Gewinne erwirtschaften in der Regel (aber nicht immer) einmal jährlich eine sogenannte Dividende, also eine Gewinnbeteiligung an die Aktionäre ausbezahlt wird, und das Aktionäre anhand der Anzahl ihrer Aktienanteile ein anteiliges Stimmrecht bei der alljährlichen Hauptversammlung der Aktiengesellschaft (AG) besitzen.
Doch das war es dann auch schon. Ich hatte weder irgendeine originelle Investmentidee im Kopf, noch hatte ich mich in den letzten Jahren in irgendeiner Form mit der Wirtschaft, Wirtschaftsnachrichten und -daten und den Zukunftsaussichten einzelner Wirtschaftsunternehmen, geschweige denn deren Quartalszahlen und Berichten beschäftigt.
Eine besondere Strategie hatte ich so gesehen eigentlich auch nicht, außer der dass ich anhand von Kursgewinnen mein Geld vermehren – und eventuelle Dividenden nur als positiven Zusatzeffekt betrachten wollte.
Denn bei all meiner damals an den Tag gelegten Naivität, wusste ich doch zumindest dass man auf gut Deutsch gesagt: erst mal einen ganzen Arsch voll Aktien benötigt um einen nennenswerten Ertrag allein mit Dividendenzahlungen zu erwirtschaften. Und genug Kapital um mir einen „ganzen Arsch voll Aktien“ zu kaufen hatte ich mit meinen 500,00 Euro wohl bei weitem nicht.
Sie ahnen nun wohl schon auf welche „bewährte Taktik“ das letztendlich mal wieder hinaus lief?

Es war etwa in der Mitte des Jahres 2007 als ich meinen ersten „Ausflug“ aufs „Börsenparkett“ machte. Die Aktienmärkte notierten zu dieser Zeit auf ihren bisherigen historischen Allzeit-Höchstständen, doch das wußte ich damals natürlich noch nicht. Die weltweiten Aktienmärkte waren im Zuge einer anhaltenden konjunkturellen Hochphase schon seit geraumer Zeit im Rally-Modus, in dessen Verlauf ein neues Allzeithoch nach dem anderen folgte.

Die laufende Börsenhausse schien schier unaufhaltsam und schraubte die Kurse – sogar die der schlechtesten Aktienwerte – Tag für Tag – immer weiter in ungeahnte Höhen. Kein Wölkchen trübte den Himmel über den Köpfen der glückliche Aktionäre, so schien es jedenfalls, und ich, mit meinem frisch eröffneten Onlinehandelskonto, konnte es kaum erwarten endlich auch ein großen Stück vom süßen Börsenkuchen abzubekommen; endlich Aktionär zu werden, endlich Geld zu machen.

Nun von Börsenhaussen und Allzeithochs wußte ich damals zwar noch nicht all zu viel, und zudem war ich mir auch nicht wirklich bewußt das eine Hausse ebenso schnell wieder enden konnte, wie sie einstmals begonnen hatte.
Doch immerhin war ich in der Lage anhand der Chartdarstellungen auf der Webseite meines Onlinebrokers zu erkennen, daß die meisten Aktien von den Unternehmen die mich auf den ersten Blick interessierten und deren Geschäftsfelder mir zumindest leidlich etwas sagten, bereits stark angestiegen waren. Ebenso war ich mir schon – wenn auch nur dezent – bewußt, daß Aktien theoretisch zwar unendlich Hoch ansteigen konnten, dies jedoch in der Realität eher nicht die Regel darstellte, und irgendwo mal – auch bei den besten Aktien -, das absolute Kursmaximum erreicht sein würde. Ein Punkt respektive ein Preis, zu dem kein Anleger mehr bereit sein würde das entsprechende Wertpapier noch zu kaufen, da weitere Kurssteigerungen mehr als unwahrscheinlich wären. Ein Level zu dem das Wertpapier sozusagen absolut überbewertet und überkauft sein würde.

Da ich jedoch ein absoluter Börsenfrischling bzw. Laie war, hatte ich natürlich keine Ahnung wo oder wann dies der Fall sein konnte.
Von den Chartdarstellungen die ich mir auf der Suche nach einem Investment ansah boten mir zu dieser Zeit nur die wenigsten noch irgendwelche Notierungshochs in der Vergangenheit der Aktie, die noch höher lagen als die aktuellen Kurse im Zuge der anhaltenden Hausse, und an denen man Grund dessen eine Art: Kursziel hätte festmachen können. Ich konnte also noch nicht einmal abschätzen ob die Papiere für die ich mich interessierte, noch Luft nach oben hatten, respektive welche Gewinnchancen sich mir mit einem Kauf erschlossen.
Und natürlich konnte ich als Rookie ebensowenig auf fundamentaler Ebene, also anhand von wichtigen Unternehmenskennzahlen wie zum Beispiel: Gewinn und Umsatz oder diversen Konjunkturnachrichten, ableiten oder beurteilen wie sich dieses oder jenes Unternehmen wohl zukünftig noch entwickeln würde, und damit auch dessen Aktienkurs. Selbst die simpelsten Indikatoren zur Kursbewertung einer Aktie wie zum Beispiel: Gewinn pro Aktie, KGV und KBV sagten mir damals leider Null Komma null – null gar nichts…

 

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