Wie ich zum Börsianer wurde 6 – Endlich Aktionär!?

Und so kam ich letztendlich, wie Sie verehrter Leser sicherlich schon längst richtig vermutet haben, wieder auf den Trichter, die billigsten der billigsten Aktien heraus zu suchen, und einfach auf gut Glück zu kaufen und zu halten.
Ich weiß heute nicht mehr hundertprozentig welchen Titel ich zuerst einkaufte, beziehungsweise mit welch einer Aktie ich sozusagen meine „Jungfräulichkeit“ verlor, ich meine aber, daß es entweder „Süss Microtec“ oder „Adva Optical Networks“ Anteile gewesen sein müssen. Naja wie auch immer, die Reihenfolge spielt ja eigentlich auch gar keine Rolle, ich kaufte jedenfalls beide Werte in kleinen Stückzahlen ein, behielt jedoch noch etwa 100 Euro von meinem Startkapital über.
Beide Werte waren damals im SDAX oder MDAX vertreten, wo genau weiß ich leider nicht mehr.

[notice]DAX = Deutscher Aktien Index für die 30 größten und umsatzstärksten Deutschen Aktien (in englisch auch: Blue Chips genannt)
TecDAX = Deutscher Technologiewerte Index für die 30 größten Techwerte
MDAX = (englisch: Mid-Cap-Dax) Deutscher Aktien Index für 50 Mittelgroße Unternehmen/Aktien (quasi eine fortgesetzte Rangliste auf den Dax)
SDAX = (englisch: Small-Cap-Dax) Deutscher Aktien Index für 50 kleinere Unternehmen/Aktien (quasi eine fortgesetzte Rangliste auf den MDAX)[/notice]

Aus heutiger Sicht würde ich sagen, waren meine ersten beiden Investments gar nicht mal so falsch gewesen, lediglich der Zeitpunkt war es, doch wie schon mal erwähnt, das wußte ich damals noch nicht. Und so freute ich mich in den ersten paar Tagen nach meinem ganz persönlichen kleinen Börsengang wie ein Schneekönig über die ersten kleinen Kursgewinne meiner Investitionen. Ich fühlte mich wie ein Börsennaturtalent, wie ein Finanzgenie das endlich – nach Jahren in der Ahnungslosigkeit – sein Talent entdeckt und zum Ausdruck gebracht hatte.

Ich war der König der Welt. Doch wie gesagt, nur für ein paar Tage, dann fielen sie wieder. Zuerst nur ein wenig, bis zurück auf den Einkaufskurs, doch schließlich auch noch darunter, mehr und mehr.
Es war wie verhext, von einem Tag auf den anderen schien sich der Markt gegen mich verschworen zu haben. Meine beiden Aktien legten eine grandiose Talfahrt hin, und zwar so rasant, daß manch anderen Börsenneuling durchaus davon hätte schlecht werden können. Dermaßen schlecht sogar, daß ihm der Appetit auf den Börsenkuchen wohl direkt für alle Zeiten verdorben ward.
Doch mich konnte das nicht mehr schrecken, denn schließlich hatte ich ja von nun an nicht nur endlich eine neue Perspektive, sondern viel mehr als das; ich hatte einen Traum.
Den Traum vom großen Geld.
Oder anders, ich war infiziert, hatte Blut geleckt.
Komisch oder? Kaum war ich Aktionär geworden war ich auch schon das erste mal Achterbahn gefahren, und obwohl ich „sinnbildlich“ gesehen direkt davon brechen mußte, konnte ich gar nicht mehr genug davon bekommen.

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